Nutzungskonflikte - Interdisziplinäre Zusammenarbeit im öffentlichen Raum

Im Kanton Bern gibt es verschiedene Herausforderungen im Bereich der Raumplanung und -nutzung. Zwar nimmt das Bevölkerungswachstum ab, aber der Bedarf an nutzbarer Fläche steigt weiterhin (Kanton Bern 2018: 2-4). Des Weiteren bringt der stetig wachsende Verkehr, insbesondere durch arbeitsbedingte Pendlerströme, immer höhere Anforderungen an die Flächennutzung mit sich. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, welche die Raumnutzung mitbestimmen: Zersiedelung, demografischer Wandel und Migration, der «Trend zur Freizeitgesellschaft» sowie Naturschutz und Klimawandel (ebd.). Diese Einflüsse unterscheiden sich von Gemeinde zu Gemeinde, jedoch machen sie deutlich, dass der öffentliche Raum sowie dessen Nutzung beschränkt sind. Verschiedene Interessen(-gruppen), wie beispielsweise Gewerbe, Senior*innen, Kinder und Jugendliche oder Anwohnende, beanspruchen diesen beschränkten Raum für sich, was einen Druck erzeugt, der zu Nutzungskonflikten führen kann. 
Die offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) setzt sich anwaltschaftlich für die Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein und fördert gleichzeitig einen Interessensausgleich zwischen verschiedenen Nutzer*innen. Damit kann sie als wichtige Akteurin innerhalb der Gemeinde zur Lösung von Nutzungskonflikten beitragen. Das vorliegende Issue gibt eine kurze Einführung in die Thematik aus Sicht der OKJA, zeigt ihre Leistungs- und Handlungsmöglichkeiten auf und bietet einen Einblick in die Praxis. 

Das folgende Beispiel aus einer Gemeinde im Kanton Bern illustriert einen Nutzungskonflikt im öffentlichen Raum: 
Ein schöner Park mitten in der Gemeinde ist bei verschiedenen Nutzer*innengruppen sehr beliebt. Er bietet viel Raum für verschiedene Aktivitäten. Anwohnende beklagen sich jedoch über zu viel Lärm. Dieser gehe einerseits vom neu renovierten Spielplatz im Park aus. Sie fordern daher dazu auf, das Ortspolizeireglement umzusetzen und die Mittagsruhe von 12.00 – 13.30 Uhr durchzusetzen. Das Ortspolizeireglement ist jedoch aus dem Jahr 1977 und die Gemeinde möchte dieses schon lange überarbeiten. Andererseits beklagt die Anwohnerschaft viel Lärm nach 22 Uhr. Aus diesem Grund fordert sie auch, dass die OKJA, welche im Park einen Jugendtreff betreibt, den Betrieb ihres Treffs einschränkt. Weitere Klagen kommen von Seiten der Jugendlichen, die sich durch die Polizei viel und teils zu forsch kontrolliert fühlen.

Die Juvenir Studie «Unser Platz: mittendrin - Jugendliche im öffentlichen Raum» definiert den öffentlichen Raum, respektive Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum, wie folgt:
«Öffentliche Räume sind nicht einfach geografische Orte, mit ihnen sind immer auch spezifische, über die Zeit veränderliche Vorstellungen zur angemessenen und zu tolerierenden Nutzung verbunden, wobei diese Vorstellungen, das konkrete Verhalten und die Wahrnehmung des Verhaltens zwischen verschiedenen Nutzergruppen durchaus voneinander abweichen. Aus der Konkurrenz dieser Vorstellungen kann sich eine – keineswegs vollständig widerspruchsfreie – gesellschaftlich anerkannte Definition öffentlicher Räume herausbilden, die durch gesetzliche Regelungen und Sanktionierungspraktiken gestützt wird. Tritt, wie mit den Jugendlichen, eine neue Nutzergruppe mit neuen Nutzungspraktiken in Erscheinung, werden diese Definition und insbesondere die Vorstellungen etablierter Nutzergruppen in Frage gestellt. Dies führt unweigerlich zu einer gesellschaftlichen Neuverhandlung der Funktion und legitimen Nutzung öffentlicher Plätze.
Breite Aufmerksamkeit erhält dieser Aushandlungsprozess – der häufig ohne grosse Auseinandersetzung verläuft – vor allem in zugespitzter Form bei der Thematisierung konkreter Konflikte wie dem Littering, der Lärmbelastung, Sachbeschädigungen, Gewaltakten und Körperverletzungen oder dem missbräuchlichen Alkohol- und Drogenkonsum» (Jacobs Foundation 2012: 8). 
Anhand des Praxisbeispiels und der Definition der Juvenir-Studie wird deutlich, dass öffentliche Räume von verschiedenen Nutzer*innengruppen in Anspruch genommen werden, welche sich in ihren Vorstellungen und Praktiken der Nutzung unterscheiden können. Gehen diese Vorstellungen und Praktiken stark auseinander, kann es zu Konflikten in der Nutzung des öffentlichen Raums kommen. In diesem Fall muss die Nutzung neu ausgehandelt werden.

Orte und Plätze im öffentlichen Raum, an denen sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene treffen, stellen «wichtige und adäquate Orte der Aneignung dar und sind somit ein bedeutender Teil ihrer Lebenswelt. Diese lebensweltlichen Orte der Aneignung sind für junge Menschen wichtige Lern- und Begegnungsorte und leisten einen wichtigen Beitrag zur Identitätsentwicklung und beim Übergang in das Erwachsenenalter» (DOJ 2017: 4). Die OKJA orientiert sich in Bezug auf den öffentlichen Raum vor allem an den Interessen und Bedürfnissen der jungen Menschen, fördert jedoch gleichzeitig einen Interessenausgleich im Gemeinwesen. Dies, weil zur erweiterten Zielgruppe der OKJA (Verband voja 2021: 23ff.) auch die Menschen gehören, welche dieselben öffentlichen Räume nutzen wie Kinder und Jugendliche / junge Erwachsene und auf die Nutzung dieser Räume ebenfalls Anspruch haben. Dazu gehören besonders Gewerbe, Anwohner*innen und Verwaltungen. Zur Förderung des Interessenausgleichs entwickeln Fachpersonen der OKJA, gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie «zentralen Akteurinnen und Akteuren im Gemeinwesen in wiederkehrenden Prozessen jugendgerechte Handlungsmöglichkeiten. [Kinder- und] Jugendarbeitende nehmen dabei übersetzende und vermittelnde Positionen zwischen unterschiedlichen Interessengruppen ein und schaffen ein Setting der konstruktiven Kommunikation und Begegnung» (DOJ 2017: 4). Dabei treten die Fachpersonen der OKJA anwaltschaftlich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene «in Erscheinung und sorgen dafür, dass junge Menschen mit ihren Bedürfnissen und Anliegen als Teil des Gemeinwesens wahr- und ernstgenommen werden» (ebd.).

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Betroffene Politikbereiche

Kinder- und Jugendpolitik

Aufgrund von Nutzungskonflikten werden u.a. Interessengruppen aktiv, welche Repressionen gegenüber Jugendlichen im öffentlichen Raum befürchten. Sie fordern mehr Freiraum für Jugendliche. Beispielsweise wird die Öffnung der Schulhausplätze gefordert oder Jugendliche und junge Erwachsene veranstalten Demos oder «Sauvages» im öffentlichen Raum, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. 

Viele Gemeinden im Kanton Bern erlangten in den vergangenen Jahren das UNICEF-Label «kinderfreundliche Gemeinde». Das Übereinkommen schützt und anerkennt Kinder als eigenständige Personen mit eigenen Zielen und eigenem Willen und fordert, dass das Wohl des Kindes bei allen Entscheidungen, die es betreffen, vorrangig berücksichtigt wird. Unter anderem festgehalten sind das Recht auf Schutz von allen Formen der Gewalt, das Recht auf freie Meinungsäusserung, Bildung, ein Höchstmass an Gesundheit sowie ein Recht auf Spiel und Freizeit. Besondere Bedeutung kommt in diesem Kontext dem öffentlichen Raum zu. Gemeinden definieren Massnahmen im öffentlichen Raum, um die Kriterien für das Erlangen des Labels zu erreichen.

Lokalpolitik

Anliegen und Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden bei der Gestaltung und Planung von öffentlichem und halb-öffentlichem Raum vermehrt berücksichtigt und umgesetzt. Gemeinden machen teilweise ihren Planungsbehörden Auflagen wie beispielsweise, dass bei Aufwertungsprojekten im öffentlichen Raum (Plätze / Strassenräume) eine direkte Partizipation durch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stattfinden muss. Es kann aber unter Umständen auch sein, dass in einer Gemeinde der politische Wille (z.B. aufgrund finanzpolitischer Überlegungen) fehlt, öffentliche Räume für Kinder und Jugendliche nutzbar zu machen (z.B. Schulhausplätze ausserhalb der Schulzeit zu öffnen).

Sicherheitspolitik

In vielen Berner Gemeinden werden «Runde Tische» aufgebaut und es finden regelmässig Sitzungen statt, bei denen alle wichtigen Player*innen des öffentlichen Raums vertreten sind, z.B. OKJA, Schule, Ortsverein, Quartierleiste, Gassenarbeit, Polizei, Interventionsgruppe «Pinto». An den runden Tischen werden die eingegangenen Beschwerden besprochen und koordiniert und die Beschwerdezuständigkeit geklärt.

Ein spezifisches und für den Kanton Bern noch nicht gelöstes Sicherheitsproblem (und in gewisser Weise auch ein Nutzungskonflikt) ist die sexualisierte Gewalt gegenüber jungen Frauen* im öffentlichen Raum und insbesondere im Rahmen des Nachtlebens, bspw. in Form von Bedrängung, unerwünschtem Anfassen und Küssen, verbal sexualisierten Grenzüberschreitungen und Drohungen bis hin zu sexueller Nötigung und Vergewaltigung.

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Potential und Herausforderungen

Potential

  • Jugendliche und Kinder sind eine innovative und dynamische Nutzer*innengruppe. Sie können dazu beitragen, öffentliche Räume neu zu gestalten und zu beleben.
  • Durch die Beziehungsarbeit der OKJA-Fachpersonen haben Kinder / Jugendliche bei Partizipationsmöglichkeiten und auch in Konfliktsituationen das Vertrauen, dass sich die Jugendarbeitenden bei der Lösungssuche für ihre Interessen einsetzen. 
  • «Runde Tische», an denen verschiedene Akteur*innen aus der Gemeinde zusammenkommen, ermöglichen den gemeinsamen Austausch und Zusammenarbeit. Die OKJA kann so eine vermittelnde Rolle einnehmen und wird Teil eines Fachgremiums, welches von der Öffentlichkeit und den Akteur*innen im Sozialraum als solches wahrgenommen und respektiert wird. Zudem unterstützt ein stabiles Netzwerk mit zentralen Schlüsselpersonen, unabhängig von Problemsituationen, Kontinuität und ein wirkungsvolles Handeln der OKJA.

Herausforderungen

  • Strukturelle Probleme von Sozialräumen sind komplex und können selten anhand von einzelnen Konflikten im öffentlichen Raum gelöst werden. Gemeinsame Analysen und Massnahmen aller Akteur*innen eines bestimmten Sozialraums sind dafür nötig, jedoch ihre Umsetzung anspruchsvoll.
  • Die OKJA sieht sich immer wieder mit der Erwartung konfrontiert, Kontrollen im öffentlichen Raum zu übernehmen sowie Regeln oder Gesetze durchzusetzen. Für die Ausführung von Kontrolle und die Herstellung der Sicherheit im öffentlichen Raum sind jedoch andere Akteur*innen, wie etwa die Polizei oder private Sicherheitsdienste, verantwortlich.
  • Private Grundeigentümer*innen / Liegenschaftsverwaltungen sind meist nicht an den «Runden Tischen» (s. Kap. 2) beteiligt. Dies kann zu Missverständnissen und Konflikten führen. Eine gute Kommunikation mit diesen Akteur*innen ist daher wichtig.
  • Eine wirkungsvolle Begleitung von Jugendlichen hängt wesentlich davon ab, ob eine anerkannte Rolle der offenen Jugendarbeit etabliert ist. 
  • Für die Belebung von Freiräumen und deren Moderation braucht es entsprechende finanzielle Ressourcen. 
  • Für (halb-)öffentliche Räume gibt es oft unterschiedliche Nutzungsbedingungen, wodurch die Nutzung sowie die Kosten für die Nutzung immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.
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Werte / Haltungen / Forderungen

  • Die OKJA setzt sich für die Entstigmatisierung von Jugendlichen im medialen und öffentlichen Diskurs, im Zusammenhang mit ihrer Nutzung des öffentlichen Raums, ein.
  • Im öffentlichen Raum braucht es vielfältige, nachhaltige, soziokulturelle Angebote für alle Generationen. Dazu gehören auch Frei- und Erlebnisräume sowie gestaltbare Räume für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. 
  • Der Zugang zu öffentlichem Raum muss für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene möglichst einfach sein. Insbesondere dort, wo es an Infrastruktur und Freiraum für junge Menschen fehlt.  
  • Bei der Gestaltung von öffentlichem Raum sind die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen gleichwertig zu berücksichtigen. 
  • Lebendige und unkomplizierte Nutzung des öffentlichen Raums durch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene soll ermöglicht und gefördert werden.
  • Leerstehende Flächen und Gebäude können für Zwischennutzungen / temporäre Nutzungen durch die offene Kinder- und Jugendarbeit zur Verfügung gestellt und durch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene genutzt werden. 
  • Damit die OKJA von anderen Akteur*innen als (mögliche) Kooperationspartnerin erkannt wird, braucht es eine starke Positionierung und Wahrnehmung der OKJA als Playerin im Gemeinwesen.
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Relevanz gem. Ziele FKJV* (ehem. ASIV)

Kinder- und jugendgerechte Rahmenbedingungen

Das Ziel von Kinder- und jugendgerechten Rahmenbedingungen ist, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer Gemeinde über Aufwachsbedingungen verfügen, die ihren Bedürfnissen entsprechen und sie individuell, gesellschaftlich und räumlich fördern, befähigen und integrieren. Aufgabe der OKJA ist es sicherzustellen, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Zugang zu (öffentlichen) Räumen haben und diese entsprechend ihren Bedürfnissen nutzen können. Dafür pflegen sie eine aktive, interprofessionelle Zusammenarbeit mit anderen Akteur*innen im kommunalen Bereich, setzen sich anwaltschaftlich für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ein und fördern gleichzeitig einen Interessenausgleich zwischen verschiedenen Nutzer*innen, bspw. bei Nutzungskonflikten.

Stärkung der Kinder- & Jugendkultur

Die offene Kinder- und Jugendarbeit fördert kinder- und jugendkulturelle Aktivitäten und Angebote im öffentlichen Raum als Experimentierfelder im Selbstfindungs-, Selbstdarstellungs- und Selbstdeutungsprozess von Kindern und Jugendlichen.

Mitwirkung

Die offene Kinder- und Jugendarbeit sorgt für eine Mitwirkungskultur, die ermöglicht, dass Kinder und Jugendliche hinsichtlich der Nutzung von (öffentlichen) Räumen in ihrer Gemeinde selbstverständlich, stufengerecht und echt mit einbezogen werden.

Selbstständige und verantwortungsbewusste Lebensführung

Die offene Kinder- und Jugendarbeit verfolgt mit ihrer sozialräumlichen Arbeit das Ziel, möglichst gute Lebens- und Entwicklungsbedingungen für Kinder und Jugendliche zu erwirken. Sie bezieht das soziale Umfeld und die Räume, in denen sich Kinder und Jugendliche bewegen, in ihre Arbeit mit ein. Damit ermöglicht sie ihnen Aneignungsprozesse und die Erfahrung, selbstständig sein zu können und Verantwortung zu tragen.

Soziale, kulturelle, politische und berufliche Integration

Kinder und Jugendliche sind altersgerecht in die Gesellschaft integriert und verfügen über gleichberechtigten Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen, wie beispielsweise (öffentliche) Räume. Die OKJA setzt sich mit ihren Angeboten und Aktivitäten sowie Beratung und Information dafür ein.


*Verordnung über die Leistungsangebote der Familien-, Kinder- und Jugendförderung (FKJV)


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Leistungen OKJA

Aufsuchende Jugendarbeit

Jugendarbeitende sind im öffentlichen Raum unterwegs. Sie suchen in der Gast-Rolle Gruppen und Einzelpersonen an von diesen selbst gewählten Treffpunkten auf. Jugendarbeitende treten mit Jugendlichen / jungen Erwachsenen in Kontakt und bauen mit ihnen eine professionelle Beziehung auf. Diese Tätigkeit wird als Aufsuchende Jugendarbeit bezeichnet. Dabei ist es den Jugendarbeitenden ein Anliegen, dass die Jugendlichen selbst ihre Treffpunkte definieren. Ein mögliches Ziel des Beziehungsaufbaus zwischen Jugendarbeitenden und Jugendlichen ist es, dass die Jugendlichen auf die Jugendarbeitenden zukommen, sobald sie ein Problem, Anliegen oder Bedürfnisse haben, welche sie nicht selbständig lösen oder bearbeiten können / wollen.

Beziehungsarbeit, Bedürfnisklärung, Information und Vermittlung / Unterstützung

Aufgaben der (aufsuchenden) Kinder- und Jugendarbeit sind Beziehungs- und Vertrauensaufbau, Bedürfnisklärung, Information (über Rechte und Pflichten) und bei Bedarf Vermittlung zwischen Kindern / Jugendlichen und Anwohner*innen. Jugendarbeitende sind dabei anwaltschaftlich tätig, d.h. dass sie bei (Nutzungs-)Konflikten die Anliegen der Kinder und Jugendlichen vertreten und eine vermittelnde / unterstützende Rolle einnehmen. Bspw. können Jugendarbeitende an einer Podiumsdiskussion verschiedener Nutzer*innengruppen anwesend sein oder ein Projekt zur Begegnung von Anwohnenden mit Jugendlichen (z.B. auf einem Schulhausplatz) initiieren. 
Die Jugendarbeitenden können Kinder und Jugendliche in der Durchführung von Projekten im öffentlichen Raum unterstützen und ermöglichen ihnen Plattformen, um sich bedürfnis- und altersgerecht «darzustellen». Dadurch kann Raum für Kinder und Jugendliche gewonnen werden oder erhalten bleiben. Die Aufgabe der Jugendarbeitenden besteht insbesondere darin, die Aneignungsprozesse von Jugendlichen im Hintergrund zu begleiten, ihnen die Möglichkeit zu geben, eigene Erfahrungen zu sammeln, sie über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären und sie bei Schwierigkeiten zu unterstützen. Selbstverständlich können Jugendarbeitende auch vor Ort anwesend sein, sofern die Situation dies erfordert.

Interprofessionelle Zusammenarbeit

Die OKJA erachtet die interprofessionelle Zusammenarbeit sowohl unter den Gesichtspunkten der Intervention als auch der Prävention als richtig und wichtig. Auf diese Weise kann sie bei Konflikten intervenieren sowie regelmässig sicherstellen, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene den öffentlichen Raum gleichberechtigt mit anderen Personen nutzen können und dass ihre Bedürfnisse Gehör finden und ernst genommen werden. Fachpersonen der OKJA beteiligen sich in Arbeitsgruppen (z.B. «Runde Tische»), welche Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum bearbeiten. Kernaufgabe solcher Arbeitsgruppen ist die Sicherstellung einer schnellen und koordinierten Vorgehensweise unter Einbezug der Betroffenen. Je nach Ausgangslage kann die offene Kinder- und Jugendarbeit unterschiedliche Positionen einnehmen, z.B. anwaltschaftlich oder koordinierend und vermittelnd.

Fachstelle für Freiraumgestaltung und partizipative Methoden

Die OKJA bietet sich als Partnerin der Behörden und der Verwaltung sowie als Fachstelle für die Planung / Umsetzung von Zwischennutzungen und für die Freiraumgestaltung für und mit Kindern / Jugendlichen an.

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Konkreter Nutzen

Für Kinder / Jugendliche / junge Erwachsene:

  • Etablierung von kinder- und jugendgerechten Handlungsmöglichkeiten. 
  • Behörden und Entscheidungsträger*innen können unkompliziert und adäquat auf neue Trends, neue Treffpunkte oder neue Ideen der Kinder und Jugendlichen / jungen Erwachsenen reagieren.
  • Interessen, Bedürfnisse und Anliegen von Kindern und Jugendlichen / jungen Erwachsenen werden in anwaltschaftlicher Weise vertreten. Kinder und Jugendliche erhalten eine bessere Lobby. Anliegen und Bedürfnisse von Kindern, Jugendlichen / jungen Erwachsenen erhalten Gehör bei Behörden und Entscheidungsträger*innen und werden ernst genommen. 
  • Behörden und Entscheidungsträger*innen erhalten fachliche Begründung und Verortung bezüglich der Anliegen von Kindern und Jugendlichen. Dies trägt dazu bei, dass Teilhabe und Mitgestaltung gefördert werden und der Einbezug von Kindern und Jugendlichen / jungen Erwachsenen in gesellschaftliche Prozesse sichergestellt ist.
  • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene können den öffentlichen Raum gleichberechtigt mit anderen Gruppen nutzen.
  • Es entstehen Netzwerke, welche Ressourcen für Kinder und Jugendliche erschliessen können.

Für Gemeinden / die Gesellschaft:

  • Strassen, Plätze, Schulhaus- und Spielplätze sind öffentliche Freiräume und somit ideale Bühnen für Projekte und Ideen der gesamten Bevölkerung. 
  • Öffentlicher Raum wird belebt.
  • Förderung eines Interessenausgleichs im Gemeinwesen.
  • Konstruktive Kommunikation und Begegnung verschiedener Bevölkerungsgruppen.
  • Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum werden effektiv und effizient bearbeitet.
  • Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden in der Gemeinde sichtbar.
  • Weniger Littering und Sachbeschädigung.

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Good Practice

Runde Tische in den Ortsteilen, Gemeinde Köniz

Damit die öffentlichen Räume ihrem Zweck entsprechend genutzt werden können, sind Strukturen notwendig, die präventives Handeln und Intervenieren möglich machen.
Die Aufgaben der Runden Tische sind:

  • Vernetzung vor Ort und zur Verwaltung
  • Erkennen von Problemen im Lebensraum von Kindern und Jugendlichen
  • Gegenseitige Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen zur Lösung der Probleme

Fachstelle Prävention, 
Kinder- und Jugendarbeit

Andreas Wyss
Stapfenstrasse 13
3098 Köniz
Tel.: 031 970 95 69
andreas.wyss@koeniz.ch
Homepage

Beschwerdemanagement Stadtteil 6 Bern

Die Arbeitsgruppe Beschwerdemanagement im Stadtteil 6 (Bümpliz-Bethlehem), bestehend aus Fachleuten der Quartier- und Jugendarbeit, der Quartierkommission, der reformierten Kirchen, der Kantonspolizei und von PINTO (Prävention, Intervention, Toleranz Stadt Bern), bearbeitet als eingespieltes Team Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum. Kernstück der AG Beschwerdemanagement ist die schnelle und koordinierte Vorgehensweise unter Einbezug der Beteiligten und Betroffenen.

QBB Quartierkommission 
Bümpliz – Bethlehem

Rachel Picard
Geschäftsführerin QBB
3018 Bern
Tel.: 031 991 52 45
rachel.picard@qbb.ch 
www.qbb.ch

Aufsuchende Jugendarbeit rekja

Während den Monaten März bis Oktober ist die rekja in den Ge-meinden Moosseedorf, Urtenen-Schönbühl, Jegenstorf und Fraubrunnen aufsuchend unterwegs. Es finden Begehungen aber auch Aktionen und Projekte im öffentlichen Raum statt.
Aufsuchende Jugendarbeit ist ein lebensweltorientiertes Unterstützungs-, Begleitungs- und Beratungsangebot, welches sich in der unmittelbaren Kommunikation mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen flexibel an deren Bedürfnissen und Ressourcen orientiert.
Für dieses Angebot hat die rekja einen «Leitfaden Aufsuchende Arbeit» entwickelt.

rekja - Regionale Fachstelle für 
offene Kinder- & Jugendarbeit

Melanie Steinegger & Serena Giovanettina
Solothurnstrasse 44
3322 Urtenen-Schönbühl
Tel.: 076 423 61 09
melanie.steinegger@rekja.ch
serena.giovanettina@rekja.ch
www.rekja.ch

Programm «Gemeinsam in der Gemeinde», Kanton Fribourg

«Gemeinsam in der Gemeinde» ist ein Programm mit dem in acht Freiburger Gemeinden die Lebensqualität und die gesellschaftliche Teilhabe gefördert und eine Willkommenskultur entwickelt wird. Das Programm ist Aushängeschild des kantonalen Integrationsprogramms KIP.

Gemeinsam in der Gemeinde

Reichengasse 26
1700 Freiburg
Tel.: 026 305 14 85
www.fr.ch/de/sjd/cs

Publikation «Sicherheit und soziale Integration im öffentlichen Raum»

Eine Zusammenstellung von bewährten Praxisbeispielen für Fachmitarbeitende der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Präventionsfachleute und Verantwortungsträger*innen in der Gemeinde.

Koproduktion der «Berner Gesundheit», 
des Verbands voja und der 
«Expertengruppe Weiterbildung Sucht»

Download

Netzwerk «Lebendige Quartiere»

Das Netzwerk nutzt und erweitert die Erfahrungen aus acht Jahren «Projets urbains – Gesellschaftliche Integration in Wohngebieten» und macht sie für ein breites Publikum zugänglich. Alle Aktivitäten haben das Ziel, ein nachhaltiges, solidarisches
und lebendiges Quartierleben zu fördern.

Netzwerk Lebendige Quartiere

Dominic Blumenthal
Leiter
Tel.: 031 356 32 32
netzwerk@lebendige-quartiere.ch
www.lebendige-quartiere.ch

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